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Japanische Gärten: Symbole des Lebens

REGION/LAND: Asien, Japan
KOMMENTAR: Japanische Gärten üben mit ihrer friedlichen Atmosphäre, ihrer Harmonie und der auf kleinster Fläche erreichten Komplexität einen außerordentlichen Reiz auf den Betrachter aus. Die scheinbare Natürlichkeit und die wohlproportionierte Struktur sind das Maß der Vollkommenheit. Sie machen diese Grünanlagen zu Orten voller geheimnisvoller Ruhe und Schönheit mit großer symbolischer Kraft.



Oft werden bewusst holperige, unebene Wege angelegt, um den Besucher zum aufmerksamen Betrachten anzuregen. Gerade Wege dagegen sollen den Blick in eine bestimmte Richtung lenken. Der Mensch versteht sich als ein integrierter Bestandteil seiner Umgebung und demonstriert nicht durch Formalität und Sichtachsen seine Macht über die Natur.

 

Lange Zeit wurde die japanische Gartenkultur durch chinesische Einflüsse geprägt. Erst im 13. Jahrhundert entstand durch den einflussreichen japanischen Zen-Meister und Gartengestalter Muso Soseki der typische Stil, der durch Asymmetrie und Kleinteiligkeit beeindruckte statt durch weitläufige Landschaftskonzepte und Abstraktion. Einige klassische Elemente finden sich jedoch in fast jedem japanischen Garten – etwa der Teich, in dem sich Mondlicht und Seele spiegeln, Bäume, Blumen, Moos – alles dient als Symbol und ist Schlüssel zu einer anderen, metaphysischen Dimension. Traditionell sind in Japan drei Gartenstile von Bedeutung: Karesansui, Tsukiyama, und Chaniwa.

 

Karesansui („Berg ohne Wasser“)  ist der typische Zen-Garten, der zur Meditation anregt. Die trockenen Landschaftsgärten sind selten größer als ein Tennisplatz, aber stets von äußerst geradliniger Architektur. Steinformationen bilden Felsinseln; Moos, das die Feuchtigkeit am Boden hält, steht für das Alter, das in Japan große Wertschätzung erfährt und Sand- und Kiesanhäufungen stellen das Wasser dar – rückwärtsgehende Mönche ziehen regelmäßig mit hölzernen Harken Furchen in den Kies und täuschen somit Wellenbewegungen vor. Zu sehen ist das im berühmten  Steingarten des „Ryoan-Ji“ zu Deutsch „Tempel des zur Ruhe gekommenen Drachens“ im Nordwesten Kyotos.  Er besteht aus fein gerechtem Kies mit 15 scheinbar zufällig platzierten Steinen in fünf bemoosten Gruppen - aus keinem Blickwinkel sind alle 15 Steine sichtbar.

 

Ein weiteres Beispiel ist der wunderschöne Moosgarten des „Saiho-Ji“ bei Kyoto, der von Muso Soseki im Jahr 1339 entworfen wurde. Hierbei handelt es sich um ein seltenes Prachtstück altjapanischer Gartenkunst, das als Vorbild für viele weitere Gärten Japans diente. Besonders in den regenreichen Monaten Mai und Juni, wenn die wassergetränkten Moose in sattem Grün leuchten, ist der Besuch ein Genuss. Der Moosgarten darf nur zur Meditation nach einer schriftlichen Anmeldung betreten werden.

 

Gärten im Tsukiyama-Stil bilden die Landschaft im Miniatur-Format ab. Kleinere Hügel und Berge werden durch Steine dargestellt, und ein Wasserteich – oft in Form einer Schildkröte oder eines Kranichs - symbolisiert das Meer und steht für langes Leben. Ästhetisch schöne Bäume dienen als Blickfang. Als einer der modernsten Gärten im Tsukiyama-Stil gilt der Garten des Tofuku-ji-Tempel in Kyoto, den der avantgardistische Gartenarchitekt Mirei Shigemori im Jahr 1939 umgestaltete. Er erneuerte die Jahrhunderte alte Gartenkultur seiner Heimat, und in seiner 36-jährigen Schaffensperiode gelang ihm mit all seinen 230 Gärten eine gestalterische Revolution. Für den 1490 gegründeten Tofuku-ji nutzte er auf Wunsch der Mönche alte Gehwegplatten und Kantsteine, die sich seit Jahrhunderten an der Tempelmauer stapelten. Er legte diese Platten zu einem schachbrettartigen Muster zusammen, bepflanzte die Zwischenräume mit Moos und schuf somit einen der aufsehenerregendsten Gärten des Landes.

 

Shigemori machte auch nicht vor den klassischen Teegärten halt, wo er schon mal roséfarbenen Betonboden einsetzte. Dies sorgte für eine Sensation, denn Teegärten „müssen“ immer einen erdigen Boden haben. Zur traditionellen Ausstattung im Chaniwa-Stil  gehören Steinlaternen, ein steinernes Wasserbecken, wo sich die Gäste Hände und Mund reinigen, ein Bambuswasserrohr und ein Trittsteinpfad, der die erste Stufe zur Selbsterkenntnis symbolisiert, d.h. das Abstreifen des Alltags. Der Gang durch den speziell angelegten Teehausgarten gilt als geistige Vorbereitung zur Tee-Zeremonie.

 

Weitere Infos:
Japanische Fremdenverkehrszentrale
Kaiserstraße 11
D-60311 Frankfurt
www.jnto.de





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