Barocke Bibliotheken, Festsäle des Wissens und der Weisheit

REGION/LAND: Baden-Württemberg, Deutschland
KOMMENTAR: Welche Bedeutung eine Bibliothek haben kann – das zeigen die prächtigen Bibliothekssäle der barocken Klöster von Oberschwaben. Ob Schussenried oder Wiblingen, ob Ochsenhausen oder Salem: Die Mönchsorden feierten mit diesen grandiosen Raumschöpfungen das Paradies des Wissens, das die großen Büchersammlungen in den Klöstern des 18. Jahrhunderts boten.


Der Bibliothekssaal im Kloster Wiblingen ist ein Meisterwerk des Rokoko und begeistert mit seiner schwingenden Raumform, reichem Figurenschmuck und einem Deckenfresko.
Der Bibliothekssaal im Kloster Wiblingen ist ein Meisterwerk des Rokoko und begeistert mit seiner schwingenden Raumform, reichem Figurenschmuck und einem Deckenfresko.

Klöster von Schussenried, Wiblingen, Ochsenhausen, Salem

Kloster Schussenried Puttengruppe im Bibliothekssaal. Die Puttengruppe von Fidelis Sporer entstand um 1770. Copyright: Landesmedienzentrum Ba.-Wü.
Kloster Schussenried Puttengruppe im Bibliothekssaal. Die Puttengruppe von Fidelis Sporer entstand um 1770. Copyright: Landesmedienzentrum Ba.-Wü.
Das Klostermuseum in der Prälatur von Kloster Salem präsentiert unter anderem Skulpturen von Joseph Anton Feuchtmayer und den berühmten Strigel-Altar. Copyright: Staatsanzeiger für Ba.-Wü. GmbH
Das Klostermuseum in der Prälatur von Kloster Salem präsentiert unter anderem Skulpturen von Joseph Anton Feuchtmayer und den berühmten Strigel-Altar. Copyright: Staatsanzeiger für Ba.-Wü. GmbH
Der Bibliothekssaal im Kloster Ochsenhausen wurde 1783 im Stil des Klassizismus ausgestattet. Damit gehört er zu den spätesten Bibliotheken oberschwäbischer Barockklöster. Copyright: Landesmedienzentrum Ba.-Wü.
Der Bibliothekssaal im Kloster Ochsenhausen wurde 1783 im Stil des Klassizismus ausgestattet. Damit gehört er zu den spätesten Bibliotheken oberschwäbischer Barockklöster. Copyright: Landesmedienzentrum Ba.-Wü.

„Ein Kloster ohne Bücher ist wie eine Burg ohne Waffen“
Ob Kloster Wiblingen, Schussenried, Ochsenhausen oder Salem – Bibliotheken zeugen von der großen Bedeutung der Wissenschaft in Klöstern. Dort wurden wertvolle Schriften oder Urkunden gesammelt und Geistliche ausgebildet, um ihr erworbenes Wissen in die Welt zu tragen. Und das hatte eine Tradition seit dem Mittelalter: Damals entstand das Sprichwort, dass ein Kloster ohne Bücher wie eine Burg ohne Waffen sei. In Oberschwaben sorgten die Klöster für die Bildung der Menschen: Sie unterhielten die höheren Schulen. Kein Wunder, dass sie dem Wissen hohen Wert beimaßen. Und so bauten sie während des ganzen 18. Jahrhunderts grandiose Bibliotheksräume, wahre Festsäle des Wissens und der Wissenschaft. Die großen Orden legten ihre ganze Ehre darein, sich als forschende, lehrende und studierende Institutionen zu zeigen. Und die Bibliotheken waren ihr mächtiges Zeichen dafür!

 

Die Dekoration ist Programm
In Kloster Wiblingen verheißt eine lateinische Inschrift über der Tür, dass man hier „alle Schätze der Weisheit und der Wissenschaft“ finde. Wiblingen besaß zu seinen Glanzzeiten mehr Bücher als damalige Universitätsbibliotheken – 15.000 Bände! Der Saal ist ein Juwel, bei dem alle Künste zusammenwirken, Architektur, Skulptur und Malerei lösen die Bücherwände in elegante Schwingungen auf, der Raum strahlt in lichten Farben. Im Deckenbild triumphiert die göttliche Weisheit und versammelt zu ihren Füßen alles Wissen der ganzen Welt. Ähnlich verstanden die Mönche in Schussenried ihre Bibliothek, die in der gleichen Zeit gebaut wurde und das gleiche Thema im figurenreichen Deckenfresko zeigt. In Schussenried agieren originelle Putten als Vertreter von wahren und falschen Lehren, grandiose Meisterwerke der Skulptur des 18. Jahrhunderts. Kloster Salem stattete seinen großen Bibliothekssaal in der Prälatur, erbaut um 1700, am Ende des Jahrhunderts mit eleganten klassizistischen Schränken aus. Und auch in Kloster Ochsenhausen entstand zu dieser späten Zeit noch ein eindrucksvoller Büchertempel.

 

Verluste im 19. Jahrhundert
Mit dem Ende der großen Klöster in der Säkularisation am Beginn des 19. Jahrhunderts kam an vielen Orten auch das Ende der Bibliotheken. Die reichen Bücherbestände wurden teilweise in alle Winde zerstreut. Was damals schon als besonders wertvoll erkannt wurde, kam in die großen Sammlungen, so dass heute die Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart und die Universitätsbibliotheken teilweise kostbare Schätze aus den aufgelösten Klöstern aufbewahren. Was bis heute erhalten ist, sind die Räume, die mit ihren Dekorationen, von den durchdachten Bibliotheksschränken bis zum hochphilosophischen Deckenbild, den Triumph von Wissen und Weisheit feiern.

 

Vielseitiges Klostererlebnis
Die Bibliothekssäle sind absolute Höhepunkte bei Besuchen in Oberschwaben. Frank Krawczyk, Leiter der Kommunikation bei den Staatlichen Schlössern und Gärten fasst zusammen: „Sie repräsentieren in beeindruckender Weise den hohen Stellenwert der Bibliotheken als Zentren des Wissens und lassen diese prägende Rolle heute noch lebendig werden.“ Ihre Geschichte und vor allem die Bedeutung der Figuren und Gemälde werden bei den Führungen in den Klöstern anschaulich erklärt. In Kloster Schussenried gibt’s sogar einen komfortablen Audioguide, mit dem man den ganzen Reichtum im eigenen Tempo erleben kann. Immer ein Thema bei den Führungen ist der Blick auf den Alltag der Mönche im Kloster. Mehr als nur eine attraktive Ergänzung sind die Klostermuseen: Alle vier Klöster können ihre besondere Geschichte auch in guten, neu eingerichteten Klostermuseen präsentieren. Hier wird die viele Jahrhunderte lange Geschichte von Schussenried, Wiblingen, Ochsenhausen und Salem nochmals besonders anschaulich. Nicht nur am Tag der Bibliotheken – das ganze Jahr.

Weitere Informationen
WWW.KLOSTER-SCHUSSENRIED.DE
WWW.KLOSTER-WIBLINGEN.DE
WWW.SALEM.DE
WWW.KLOSTER-OCHSENHAUSEN.DE
WWW.SCHLOESSER-UND-GAERTEN.DE



 

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