Auf der Suche nach dem oberösterreichischen Geschmack

REGION/LAND: Oberösterreich, Österreich
KOMMENTAR: Lebensart, Traditionen, heimische Produzenten mit frischen Produkten, deren Herkunft nachverfolgbar ist und regionale Küche, dafür steht das Genussland Oberösterreich. Vielfältig ist das Angebot, sowohl kulturell, sportlich als auch kulinarisch. So sind die Tage schnell geplant und bieten ein abwechslungsreiches Programm.


Kultur- und Schmankerltour durch Oberösterreichs Klosterkeller

Schnapsverkostung beim international ausgezeichneten Branderzeuger Reisetbauer in Axberg. Foto: OÖ. Tourismsus/Röbl
Schnapsverkostung beim international ausgezeichneten Branderzeuger Reisetbauer in Axberg. Foto: OÖ. Tourismsus/Röbl

von: GEORG FRIEDL

 

Es gibt schöne Dinge, die jeder leicht haben kann, nur bücken muss er sich danach.“ Gleich Adalbert Stifters Aussage beschlossen wir drei (Musketiere), obwohl wir in Oberösterreich leben, einige Urlaubstage in unserem „Hoamatland“ zu verbringen.

 

Unsere Räder gesattelt und los geht’s durch die fruchtbaren Felder des Alpenvorlands immer dem Anton Bruckner Radweg folgend, verweilen in Ansfelden, dem Geburtsort Bruckners, und radeln bis zum Stift St. Florian zu seiner Grabstätte. Wir haben das Glück, in der herrlichen Stiftskirche die Brucknerorgel zu hören. Es verlockt uns, einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen, um den Gemüsehof Wild-Obermayer zu besuchen. Der Gemüseanbau ist deren Leidenschaft und das sehen wir bei der Auswahl der Pflanzen. Erstaunlich, wie viele Gemüsesorten hier gedeihen. Alte Sorten werden kultiviert und das ist schmeckbar besser. Der Heimweg führt bei Wurm & Wurm, einem Direktvermarkter vorbei, wo wir frischen spritzigen Birnenschaumwein kosten. Die im Haus integrierte Hoffleischerei stellt auch eine herzhafte Leberpastete her. Bruckners Leibspeise, der Oafisch, ein pochiertes Ei, ist leider längst von den Speisenkarten verschwunden, daher müssen wir uns diese Spezialität selbst kochen. Ein wahrer Hochgenuss mit frischem Brot, Bauernbutter und Schnittlauch.

 

Tags darauf führt unser Weg ins „Schnapsbermudadreieck“ rund um den Axberg. Weithin bekannt und immer eine Versuchung wert die Brände vom Reisetbauer, Schosser und die Biodestillate vom Hochmaier. Rund um die Betriebe gibt es genug Obstbäume, die eine hochqualitative Basis für die Brände liefern. Das Speiseobst und die naturbelassenen Säfte aus der Gegend schmecken einfach frischer. Zur Zeit der Obstbaumblüte verwandeln sich die Hügel in ein Blütenmeer, die Landschaft ist verzaubert. Über den Höhenrücken von Scharten, der einen lieblichen Blick ins Edelobstland bietet, führt der Weg weiter Richtung St. Marienkirchen, wo wir im Mostmuseum Wissenswertes über die Landessäure erfahren. Noch ein Abstecher zu einem der Eferdinger Gemüsedirektvermarkter. Der Bauernhofladen Haiß vermarktet nicht nur Gemüse und Obst aus Eigenanbau sondern führt auch Lebensmittel bäuerlicher Herstellung aus der unmittelbaren Umgebung. Wenn man Glück hat bekommt man frische Krapfen als Stärkung. Der Ausblick der nahegelegenen Burg Stauf am Beginn des Aschachtales ist beeindruckend. Das fruchtbare Eferdinger Becken liegt einem zu Füßen, Blickrichtung Norden das Mühlviertler Hügelland, welches wir in den nächsten Tagen erkunden.


Ein merk-würdiger Landstrich, die sanften Hügel nördlich der Donau. In Stifters Heimat, dem Böhmerwald, bestaunen wir den Schwarzenbergschen Schwemmkanal. Eine Pionierleistung des 18. Jahrhunderts, die Wasserscheide zu überwinden und das Holz von Böhmen nach Wien zu schwemmen. Nach einem Schauschwemmen stärken wir uns unweit der Grenze beim „Blauen Hirschen“ mit Mühlviertler Speck und Stifterbier, eine Spezialität der Stiftsbrauerei Schlägl. Auf den Geschmack gekommen besuchen wir die älteste Brauerei Österreichs: Hofstetten in St. Martin. Hier werden hervorragende Hopfensäfte wie Granit-, Honig-, Kübel- oder Kürbisbier gebraut. Zudem hat hier das „mühlvierteln“ vorübergehend seine Bleibe gefunden. In dieser „kreativen Kochwerkstatt“ wird regionale, saisonale Küche kompromisslos gelebt. Als ergiebige Quelle dienen die Rezepte der Vorälteren, die verfeinert werden. Somit wird altes kulinarisches Kulturgut erhalten. Eine Bierreise werden wir zu einem anderen Zeitpunkt nachholen, denn wir wollen noch zum Schlagerwirt, hier wird mittags ein Holzofenbrat´l, wie`s sich g`hört, aufgetischt: „Herzhaft, a knuspriges Schwartl, warmer Krautsalat a Knedl und a g´schmackig´s Natursaftl“. Bäuerlich, ländliche Kost in Vollendung. 


Hausmannskost auf oberösterreichisch - das traditionelle Bratl in der Rein. Foto: Schlagerwirt
Hausmannskost auf oberösterreichisch - das traditionelle Bratl in der Rein. Foto: Schlagerwirt
Gemüsevielfalt am Gemüsehof Wild-Obermayer in St. Florian. Foto: OÖ. Tourismus/Friedl
Gemüsevielfalt am Gemüsehof Wild-Obermayer in St. Florian. Foto: OÖ. Tourismus/Friedl

Nach Wanderung, Radfahrt, kulinarischem und kulturellem Genuss entspannen wir uns in einer der oberösterreichischen Thermen und lassen unsere müden Knochen im warmen Wasser erholen. Nahe Geinberg lockt die kleine Schaukäserei Pranz, die unbedingt eine Besichtigung wert ist. Aus Kuh, Schaf und Ziegenmilch wird hier Käse erzeugt, der sich durchaus mit französischem Camembert messen kann. Eine ehrliche Innviertler Küche bietet der Küchenrebell Gössnitzer in Eggelsberg. Leidenschaftlich wettert er gegen die Vereinheitlichung des Geschmacks, und er hat Recht. Immer undurchschaubarer wird, woher die Lebensmittel kommen und wie diese behandelt wurden. Da heißt es genau schauen und vor allem schmecken, aber zum Glück leben wir im Genussland Oberösterreich und können viele Produkte unverfälscht direkt beim Produzenten beziehen. Die Fritattensuppe, Saure Suppe, Bries und Rehbeuscherl erinnern an eine Küche aus Kindheitstagen. Eine Wohltat fernab des Einheitsgeschmacks.

 

Wer die Innviertler Knödelvielfalt kennen lernen möchte, der ist beim Moar Sepp am besten aufgehoben. Erwähnenswert ist noch die Bio-Noah Farm, in der alte Tierrassen gezüchtet und somit erhalten werden. Der Speck dieser alten Schweinerasse schmeckt unwiderstehlich. Noch ein paar frische Grammeln für Knödel mitgenommen, denn der Geschmack Oberösterreichs sollte bei uns auch im Alltag erhalten bleiben und Sehnsüchte nach weiteren kulinarischen Genüssen Oberösterreichs wecken.


Informationen:

Der Autor Georg Friedl erkochte für renommierte Restaurants in Oberösterreich Hauben, ist begeisterter Verfechter der regionalen und saisonalen Küche sowie mit der Kreativen Kochwerkstatt „mühlvierteln“ Erhalter kulinarischen Kulturgutes.

 

Nähere Infos unter der Internet-Adresse http://www.genussland.at oder bei der Oberösterreich Tourismus Information, Freistädter Straße 119, 4041 Linz, Tel.: +43/(0)732/221022, Fax: +43/(0)732/7277-701, E-Mail: info(at)oberoesterreich.at, http://www.wandern.at



 

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