Begonnen hatte die Glasherstellung in Fensmark jedoch mit einfachen Flaschen – und einer Frau: Gräfin Henriette Danneskiold-Samsøe. 1823 hatte ihr Gatte Christian Danneskiold-Samsøe den dänischen König um eine Erlaubnis für den Bau einer Glasbläserei in Holmegaard Mose ersucht. Der Graf jedoch verstarb noch im gleichen Jahr, ohne die Einwilligung des Königs erhalten zu haben. Als die königliche Erlaubnis kam, setzte seine Witwe sein Vorhaben in die Tat um und ließ die Glashütte in der Nähe des Holmegaard Hochmoors errichten, da es dort genügend Brennstoff – Torf – gab, um die Schmelzöfen dauerhaft beheizen zu können.
1825 begann die Glasproduktion in Holmegaard. Am Anfang stellten die vier Glasmacher vor allem Flaschen und Gläser aus Grünglas her. 1839 – 14 Jahre später – waren bereits 150 Glasmacher bei Holmegaard tätig, die auf Wunsch der Gräfin Henriette jetzt auch Klarglas nach böhmischem Vorbild produzierten. Längst ähnelte die Glashütte einem eigenem Gemeinwesen: Es gab Arbeiterwohnungen, eine firmeninterne Landwirtschaft und eine eigene Schule. Mit dem 20. Jahrhundert erhielt eine neue Firmenphilosophie Einzug bei Holmegaard: Die Überhöhung des Alltags durch Design prägt seitdem das Schaffen. 1906 wurde als erstes Designobjekt die Weinglas-Serie „Margarethe“ von Svend Hammershøi auf den Markt gebracht – und blieb 40 Jahre lang ein Bestseller.
1923 holte Holmegaard Jacob Eiler Bang als ersten Designer fest ins Haus. Zu den großen Meistern jener Zeit gehörten auch Oluf Jensen und Orla Juuhl Nielsen. Heute geben Per Lütken, Torben Jørgensen, Verner Panton, Michael Bang und Rikke Hansen dem Holmegaard Glas seine unverwechselbare Handschrift. Ihre schönsten Stücke stehen neben den Exponaten der mehr als 180-jährigen Firmengeschichte im Glasmuseum, das sich an die Besichtigung der Produktion anschließt. Ausgestellt ist hier auch die einstige Hochzeitkapelle der böhmischen Glasbläser, die, da sie anders als die Dänen katholisch waren, auf Holmegaard ihre eigene St. Franziskuskapelle für ihre Trauungen erhalten hatten.
Ein abgedunkeltes, fantasievolles Glaslabyrinth beendet den Rundgang durch das 15.000 Quadratmeter große Erlebnismuseum von Holmegaard, das seit Juni 2007 auch den Durst der Besucher stilgerecht stillen kann: im Holmegaard Bryghus, einer gemütlichen Hausbrauerei in einer alten Schmiede von 1885. In ihren glänzenden Kupferkesseln kann Peer Holgersen in einem Durchgang 1.000 Liter Bier brauen – das goldene Holmegaard Lager, das mahagonifarbene Holmegaard 1825 Classic und ein kühles, leichtes Summer Ale. Gezapft wird der Gerstensaft ins „Det Danske Ølglas“, das Holmegaard im Jahr 2004 in Zusammenarbeit mit der Foreningen Danske Ølentusiaster auf den Markt gebracht hatte – in Erinnerung an das berühmte Bierglas „Hogla“ (1923) von Jacob E. Bang.
Info:
Holmegaard Det Levende Glasvaerk, Glasvaerksvej 54, Fensmark, DK-4684 Holmegaard, Tel. 0045 / 5554 5000, http://www.holmegaard.com/visit/eng/
Geöffnet bis 21. Dezember täglich 10-16 Uhr. Vom 22. Dezember bis 1. Januar 2008 geschlossen. 2. Januar - 3. Februar 2008: Mo.-Fr. 10-16 Uhr. Ab 4. Februar täglich 10 - 16 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 89 Kronen (12 Euro). Kinder (4-11 Jahre) 69 Kronen (9,50 Euro), Senioren (65+) 75 Kronen (10 Euro). Zuschlag für Aktivitäten: Glas selbst pusten: 129 Kronen (17,50 Euro). Glas selbst schleifen 59 Kronen (8 Euro).