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Technikmuseum Berlin

REGION/LAND: Berlin, Deutschland
KOMMENTAR: Die Ursprünge der Berliner Luftfahrtsammlungen reichen bis in die Anfangstage des Motorflugs am Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Das Aviatische Museum, das Franz Tolinski 1912 in seiner Gaststätte Fliegerheim einrichtete, war die umfangreichste Privatsammlung der ersten Jahre. In direkter Nachbarschaft, auf dem Gelände des Flugplatzes Berlin-Johannisthal, bewahrten Flugpioniere ausrangierte Flugzeuge und Flugzeugteile in Schuppen vor der Verschrottung.


Vom Ballon zur Luftbrücke - Flugzeuge erzählen Geschichten

Farbig angestrahlte Douglas C-47 B"Skytrain
Farbig angestrahlte Douglas C-47 B"Skytrain
Bücker Bü 131 "Jungmann" Foto: Clemens Kirchner
Bücker Bü 131 "Jungmann" Foto: Clemens Kirchner

 

Mit weiteren Sammlungen bildeten diese Objekte den Grundstock für ein zentrales deutsches Luftfahrtmuseum. Als Deutsche Luftfahrt Sammlung öffnete es 1936 in der Nähe des Lehrter Stadtbahnhofes ihre Türen. Das weltweit größte Luftfahrtmuseum seiner Zeit zeigte 80 Flugzeuge und über 100 Flugmotoren. Bevor das Gebäude 1943 durch Bomben schwer beschädigt wurde, waren die Exponate bis auf wenige Ausnahmen ins besetzte Ausland ausgelagert worden. Der Großteil ist bis heute verschollen.

 

Eine Wiedereröffnung der Luftfahrtsammlung nach Kriegsende erfolgte nicht.
Mit seiner Gründung begann das Deutsche Technikmuseum Berlin, Objekte zur Geschichte der Luft- und Raumfahrt zu sammeln. Vom Förderverein, der sich seit den 1960er Jahren für die Errichtung eines Verkehrsmuseums eingesetzt hatte, erhielt die Abteilung eine Junkers Ju 52 sowie zahlreiche Motoren, Modelle und Kleinobjekte. Seit Prof. Dr. Dr. Holger Steinle 1985 die Leitung der Abteilung übernahm, ist er weltweit auf der Suche nach Zeugnissen der deutschen Luftfahrtgeschichte. Unter anderem gelangten durch Restaurierungs-kooperationen mit dem National Air and Space Museum in Washington D.C. und dem U.S. Air Force Museum in Ohio ein Nurflügel-Segelflugzeug vom Typ Horten Ho II L und das Schlachtflugzeug Halberstadt CI.IV in die Berliner Sammlung.

 

Heute besitzt das Deutsche Technikmuseum Berlin über 50 Flugzeuge, davon 28 Motorflugzeuge aus der Zeit vor 1945. Hinzu kommen eine umfassende Sammlung von Exponaten zur Flugzeugtechnik sowie rund 2.000 Kleinobjekte. Das Archiv des Museums verfügt über einen beachtlichen Bestand an Dokumenten, Plakaten, Grafiken, Firmenschriften und Fotos.

 

Idee
Der Umgang mit Technik prägt das Leben des modernen Menschen in allen Bereichen.  Der Einsatz technischer Neuentwicklungen kann Fortschritt bedeuten und zugleich erhebliches Zerstörungspotential in sich bergen. Gerade in dieser Ambivalenz liegt die historische und kulturelle Bedeutung technischer Objekte. In der Luftfahrt treffen diese beiden Aspekte in besonderem Maße aufeinander. Fliegen ist von jeher gleichbedeutend mit Freiheit und der Aufhebung von Grenzen. Seit der Erfindung des Motorflugs Anfang des 20. Jahrhunderts hat das Flugzeug die Mobilität der Menschen entscheidend verändert. Fremde Länder und Kontinente rückten näher und die Verkehrs-, Post- und Sportluftfahrt wirkten völkerverbindend. Gleichzeitig nahm die militärische Bedeutung der Luftfahrt zu. Was am Anfang des Ersten Weltkriegs mit unbewaffneten Aufklärungsflügen über feindlichem Gebiet begann, endete im Zweiten Weltkrieg mit der flächendeckenden Bombardierung von Städten.  Die über 40 Flugzeuge und Großobjekte stehen nicht nur für eine technische Entwicklung, sondern auch für ihre vielfältigen Einsatzbereiche und die Schicksale der Menschen, die mit ihnen arbeiteten oder auf andere Weise in Berührung kamen. Die Besucherinnen und Besucher sind aufgefordert, sich mit der kultur- und sozialhistorischen Bedeutung sowie der Funktion und der Nutzung der Exponate auseinander zu setzen. In der Ausstellung kommen Flugpioniere, Luftfahrttechniker, Piloten und Pilotinnen, Flakhelfer, Bombenopfer, Zwangsarbeiterinnen und –arbeiter sowie KZ-Häftlinge auf unterschiedliche Weise zu Wort. Es sind ihre Erfahrungen und Erinnerungsstücke, die die Geschichte der deutschen Luftfahrt – weit über den technischen Aspekt hinaus – lebendig werden lassen.

 

Rundgang
Der Rundgang durch die acht chronologisch aufeinander folgenden Bereiche der Ausstellung ist so facettenreich wie die Geschichte, die er nachzeichnet. Am Anfang werden die Besucher/innen in die Zeit zurückgeführt, in der Ballone und Luftschiffe als erste Luftfahrzeuge den Himmel eroberten. Kupferstiche, Porzellangeschirr sowie weitere Kunstobjekte spiegeln die große Faszination, die der Aufbruch in die dritte Dimension ausübte. Ein Ballonkorb, verschiedene Balloninstrumente und Luftschiffteile veranschaulichen den wissenschaftlichen, sportlichen und militärischen Einsatz von Ballon und Luftschiff. Das Leben und Wirken des wichtigsten deutschen Flugpioniers Otto Lilienthal illustrieren vier Gleiternachbauten, Dokumente und historisches Bildmaterial.
Mittelpunkt der folgenden Ausstellungseinheit über die Anfänge der Motorfliegerei in Deutschland ist eine Inszenierung des Haupteingangs des ersten deutschen Flugplatzes in Berlin-Johannisthal. Pokale, Erinnerungsstücke an Piloten und der Nachbau der Fliegerkneipe von Franz Tolinski lassen den Alltag der Flieger in der Anfangszeit des Motorflugs bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebendig werden. Eine historische Flugzeugwerkstatt gibt Einblick in die Arbeitsweise der Luftfahrtpioniere. Mit dem Beginn der militärischen Nutzung von Luftfahrzeugen verliert der Traum vom Fliegen seine Unschuld. Schwerpunkt des Ausstellungsbereichs zur deutschen Luftfahrt im Ersten Weltkrieg ist die technische Entwicklung des Flugzeugs vom unbewaffneten Aufklärer zum spezialisierten Kampfflugzeug. Dafür steht ein Aufklärungsflugzeug vom Typ Jeannin-Stahltaube, Motoren, Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Gleichzeitig werden gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte wie der Mythos vom Ritter der Lüfte thematisiert.

 

Die einzigartige militärgeschichtliche Sammlung Neal O’Connor gibt Einblick in Biografien von Angehörigen der deutschen Luftstreitkräfte.  Die Verkehrs- und Sportfliegerei der 1920er und 1930er Jahre steht zunächst im Zeichen des Versailler Vertrags und seiner restriktiven Bestimmungen, die die Entwicklung der deutschen Luftfahrt nach dem Ersten Weltkrieg stark einschränkten. Das legendäre Verkehrsflugzeug Junkers Ju 52, besser bekannt als „Tante Ju“, der Doppeldecker vom Typ Raab-Katzenstein RK 9 „Grasmücke“ und das Rekordflugzeug Arado Ar 79 sind zentrale Objekte dieses Bereichs. Neben diesen Großobjekten veranschaulichen Erinnerungsstücke eines ehemaligen Flugkapitäns der Deutschen Lufthansa und eines bekannten Sportfliegers außerordentliche Leistungen dieser Zeit sowie den fliegerischen Alltag. Weitere Themen sind der Wandel des Reisekomforts, das Engagement von Frauen in der Luftfahrt, die geheime Luftrüstung vor dem Zweiten Weltkrieg und die Entwicklung der Luftfahrtindustrie.

 

Der Ausstellungsbereich zum Zweiten Weltkrieg thematisiert Aufbau und Untergang der deutschen Luftwaffe und zeigt, wie die Nationalsozialisten die Faszination des Fliegens für ihre Zwecke missbrauchten, wie ihre Kriegspolitik die Luftrüstung prägte und wie schließlich der Luftkrieg mit voller Härte gegen Deutschland zurückschlug. Unter den zehn ausgestellten Flugzeugen sind Raritäten wie das Jagdflugzeug Messerschmitt Bf 110 und das Wrack eines Junkers Ju 87 Sturzkampfbombers. Einen Eindruck von den Lebenswegen ehemaliger Luftwaffenangehöriger vermittelt die Medienstation „Mensch und Krieg“, an der sechs unterschiedliche Biografien erzählt werden.  Auf einem Steg, der das vierte Obergeschoss durchzieht und den Blick von oben in die Cockpits vieler Exponate freigibt, wird die deutsche Luftfahrt in der Nachkriegszeit thematisiert. Die Jagdflugzeuge MiG-15 und F 86 illustrieren die Übernahme von Errungenschaften der deutschen Luftfahrttechnik durch die Alliierten. Gleichzeitig verweisen die Maschinen auf die Weiterentwicklung der militärischen Luftfahrttechnik nach dem Zweiten Weltkrieg und das Wettrüsten während des Kalten Krieges. Fotos, Texte sowie Modelle und Transportgüter illustrieren die Geschichte der Luftbrücke. Die Uniform eines Luftbrückenpiloten und Zeichnungen von Kindern beleuchten persönliche Erfahrungen während dieser dramatischen Zeit. Der „Rosinenbomber“ vom Typ Douglas C-47 über der Aussichtsterrasse des Neubaus erinnert weithin sichtbar an diese einmalige organisatorische und fliegerische Leistung der frühen Nachkriegszeit. Die Ausstellungseinheit schließt mit dem Wiederbeginn der Luftfahrt in den beiden deutschen Staaten ab.

 

Im Mittelpunkt des Bereichs zum Thema Raumfahrt steht der deutsche Beitrag zur Entwicklung der Raketentechnologie. Die Darstellung beginnt mit den Träumen und Versuchen der frühen Enthusiasten. Teile der Fernrakete V2 (Vergeltungswaffe 2) und seltene Flugabwehrraketen stehen für die Vereinnahmung dieser Technologie für die Rüstungspläne der Nationalsozialisten. Zeichnungen von Augenzeugen aus dem KZ Mittelbau/Dora und Berichte von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter in Peenemünde dokumentieren die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen bei der Raketenproduktion. Eine Ausstellungseinheit zur Flugzeugtechnik ergänzt den chronologischen Rundgang.  Hier wird die Entwicklung und Funktionsweise von Einzelkomponenten wie Motor, Fahrwerk oder Propeller veranschaulicht. Das ‚gläserne Flugzeug’, eine umgebaute Arado Ar 96 aus dem Jahr 1943, gewährt Einblick in das komplexe Innenleben der Maschine

 

Umsetzung Die Ausstellungsarchitektur setzt das Konzept gestalterisch um, indem sie die Großobjekte in ihren Kontext einbettet. Prägendes Element sind Inseln von bis zu 250 Quadratmetern Größe, auf denen Flugzeuge mit Kleinobjekten, Texten und audiovisuellen Medien thematische Einheiten bilden. Zwischenwände werden in den etwa 3.000 Quadratmeter großen Räumen kaum verwendet, um den Großobjekten genügend Raum zu geben und vielfältige Durchblicke zu ermöglichen.
Einzelne Themenbereiche und Fragestellungen der Ausstellung werden an Medien-, Film- und Hörstationen vertieft. Durch historisches Bild- und Tonmaterial und die Erinnerungen von Zeitzeugen entsteht ein lebendiger Eindruck vom Alltag und der Arbeit mit den Flugzeugen. Zu 20 Großobjekten gibt es derzeit Medienanwendendungen, an denen die Besucherinnen und Besucher Informationen zum Flugzeugtyp und seinen technischen und historischen Besonderheiten abrufen können.

 

Weitere Infos:
www.dtmb.de



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