Coromandel-HalbinseltREGION/LAND: Neuseeland Die Coromandel-Halbinsel: Die Vielfalt Neuseelands im kleinen erlebenDoch Anfang dieses Jahrhunderts gaben sich Mensch und Natur auf der Coromandel gegenseitig eine zweite Chance. Heute stehen nicht weniger als 40 Prozent der Region unter Naturschutz; die Vegetation - einschließlich der Kauri-Baumriesen - eroberte sich ihren Lebensraum zurück; die Goldgräber suchten sich andere Claims und hinterließen ihre Minen als Touristenattraktionen.
In Sachen Tourismus gilt auf der Coromandel heute Umweltverträglichkeit als höchstes Gebot. Denn die Menschen hier wissen, wo die wahren Schätze der Natur liegen.
Einer, der es ganz genau weiß, begegnet uns in Tairua im Osten der Halbinsel, wo wir unsere Rundreise beginnen: Doug Johansen, auch Kiwi Dundee genannt, ist Nachfahre norwegischer Einwanderer und ein Pionier des Öko-Tourismus. Mit seiner Partnerin Jan führt er kleine Gruppen - Leute mit sportlicher Kondition ebenso wie geruhsame Wanderer - abseits der ausgetretenen Pfade durch den Coromandel Forest Park. Doug und Jan sorgen mit viel Humor dafür, dass ihre Gäste den Urwald mit anderen Augen sehen. Wer etwa ein dringendes Bedürfnis hat, lernt von ihnen, welche Blätter sich als Toilettenpapier oder als Seife eignen. Mit Doug und Jan gibt es immer etwas zu entdecken: einsame Strände, Geheimnisse der Natur oder eine verlassene Goldgräbersiedlung mit der dazugehörigen Mine.
Die Coromandel scheint ausgesprochene Individualisten anzuziehen. Den nächsten treffen wir nach einer Fahrt Richtung Norden in Coromandel Town an der malerischen Westküste. Barry Brickell, seines Zeichens Keramikkünstler, Umweltschützer und Eisenbahn-Fan, hat hier Natur, Kunst und Maschinenwelt unter einen Hut gebracht - oder besser gesagt: unter ein grünes Blätterdach. Nahe dem pittoresken, im viktorianischen Kolonialstil erbauten Städtchen betreibt er eine Schmalspur-Eisenbahn durch den Dschungel.
Die Driving Creek Railway sollte ursprünglich nur den Ton aus den umliegenden Hügeln auf möglichst umweltschonende Weise zu Barrys Töpferei transportieren. Heute fährt sie - ebenso umweltschonend - Touristen in offenen Waggons durch den Dschungel: über doppelstöckige Brücken und gewagte Viadukte, vorbei an Riesenfarnen, Kauri-Fichten und bizarren Keramikkunstwerken, die Barry in dem von ihm wiederaufgeforsteten Waldgebiet aufgestellt hat.
Der mit 892 Metern höchste Berg der Coromandel lässt sich in einer etwa vierstündigen Wanderung besteigen. Dabei bieten sich immer wieder phantastische Ausblicke auf den Pazifik im Osten und den Hauraki Golf im Westen.
Schließlich erreichen wir Whitianga, an einem weit ins Land reichenden Naturhafen gelegen. Hier präsentiert man uns Langusten und anderes, stets frisches Meeresgetier nicht nur zum Dinner, sondern auch in Natura. Das Fischerstädtchen ist ein idealer Ausgangspunkt für Aktivitäten auf und unter Wasser. Bootsausflüge führen zu den einzigartigen Tauchgründen vor den Mercury Islands oder zum Schnorcheln im Schutzgebiet des Hahei Marine Reserve.
Wir fahren hinaus in die Bucht, wo wir unsere Vettern aus nächster Nähe kennenlernen: Mit Delphinen zu schwimmen und zu spielen ist ein Erlebnis, das man nie vergisst
Nach so vielen Aktivitäten lockt der Gedanke an einen geruhsamen Tag am Strand. Wir setzen zum Südufer des Whitianga Harbour über; von hier aus ist es nicht mehr weit zu einigen der herrlichsten Strände Neuseelands: zum Hahei Beach etwa mit seinem rosafarbenen Sand oder zu Cathedral Cove, vielleicht der schönste von allen. Die intime kleine Bucht ist von weißen, auf den Höhen bewaldeten Felswänden umgeben. Auf der Landseite spendet dichter Baumbewuchs kühlenden Schatten, von einer Felswand rieselt ein kleiner Wasserfall, und im glasklaren Wasser erfreuen bizarre, von Wind und Wetter geformte Felsskulpturen das Auge.
Den Namen hat Cathedral Cove von seiner größten Attraktion, einem natürlichen, wie ein Kirchenschiff geformten, 10 Meter hohen Felsbogen, durch den man bei Ebbe zum Nachbarstrand gelangt.
Wir können uns kaum von hier losreißen, aber wir müssen noch zum Hot Water Beach. Schließlich wollen wir endlich herausfinden, was es mit Karlas geheimnisvollen Andeutungen auf sich hat. An dem weiten, waldgesäumten Strand bietet sich uns ein seltsames Bild: Hier wird nicht gefaulenzt, hier kommt die Arbeit vor dem Vergnügen. Überall sind fleißige Menschen dabei, große Löcher zu graben, während andere eimerweise Meerwasser heranschleppen
Des Rätsels Lösung liegt in einer geologischen Besonderheit dieses Küstenabschnitts: Direkt unter dem Strand sprudeln heiße Quellen. Wer also ein Thermalbad nehmen möchte, muss nur einen kleinen, flachen Pool ausheben, der sich sofort mit dampfend heißem Grundwasser füllt. Zum temperieren muss man jetzt nur noch ein paar Eimer Meerwasser dazugeben, und schon kann man es sich selbst bei kühlem Wetter bequem machen.
Am Abend erreichen wir wieder Tairua, das freundliche Städtchen an der Mündung des gleichnamigen Flusses, die vom Paku bewacht wird. Dieser kegelförmige Berg war früher Sitz eines Pa, einer Maori-Festung. Das Panorama von hier oben ist grandios: hinter uns der offene Ozean, vor uns die weite Flussmündung und am Horizont die Gipfel der Coromandel Range. In Tairua sehen wir Karla wieder, die aus Hawaii stammt und sich die Coromandel zur Wahlheimat erkoren hat. Natürlich ist sie neugierig, wie uns die Rundreise gefallen hat.
Wir sind uns einig: Für ein so kleines Gebiet wie die Coromandel-Halbinsel - von Cape Colville im Norden bis zur Mündung des Waihou River im Süden sind es kaum 100 Kilometer Luftlinie - bietet sich hier eine geradezu unglaubliche Vielfalt an Naturschönheiten und Möglichkeiten zu Aktivurlaub und Entspannung. Und dabei haben wir vieles noch gar nicht ausprobiert: Karla hat uns ein Kanu besorgt, in dem wir den Tairua River erkunden können. Und sie versichert uns, dass auch Wildwasserfahrer, Mountainbiker, Bergsteiger, Reiter und Golfer voll auf ihre Kosten kommen. An der Coromandel-Küste gibt es eben täglich neues zu entdecken. Auch wir konnten dieser herben Schönen nicht widerstehen.
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